Mensch, was waren die letzten Tage aufregend. Nach einer erneut wackeligen Bootsfahrt von Karimunjawa zurück nach Jepara ging es mit dem Auto in ca. 2 Stunden nach Semarang. Von dort ging es nach einer Übernachtung weiter nach Borneo, genauer gesagt nach Pangkalan Bun in Zentral Kalimantan in den Tanjung Puting Nationalpark.
Der Flughafen ist recht überschaubar. Ein kleines Terminal wo die Taschen auf dem einzigen vorhandenen Kofferband landen. Reicht auch aus, mehr als 2 kleine Maschinen waren nie gleichzeitig auf dem Airport zu sehen. So geht natürlich alles recht schnell und man hat im Prinzip keine Wartezeiten bis man sein Gepäck hat und den Flughafen verlassen kann.
Wir hatten bereits von Deutschland aus Kontakt aufgenommen zu Fardi von www.orangutanhouseboattour.com und eine 4 tägige Tour in einem seiner Klotoks gebucht. Die vielen positiven Bewertungen über Fardi und sein Team hatten uns überzeugt, bei ihm die Tour schon vorab zu reservieren. Wie versprochen wurden wir am Flughafen von unserem Guide freundlich empfangen und auf direktem Weg zu unserem Hausboot gebracht, welches die nächsten 4 Tage unser zu Hause werden sollte.
Die folgenden Tage hatten gezeigt, dass über Fardi und sein Team zu Recht viel Positives geschrieben wird und so die gebuchte Tour tatsächlich hielt was sie versprach. Die Bootscrew bestehend aus Kapitän, einem Assistenten, eine Köchin und unseren Tourguide war super nett und immer hilfsbereit, so dass wir uns von Anfang an total wohlgefühlt haben auf dem Boot. Zu Essen gab es reichlich indonesische Spezialitäten, tatsächlich war das Essen auf dem Boot so ziemlich das Beste und Abwechslungsreichste, das wir bisher in ganz Indonesien bekommen haben.
Man beginnt die Tour in der kleinen Hafenstadt Kumai, rund 20 Autominuten vom Flughafen in Pangkalan Bun entfernt. Nach einer kurzen Einweisung und Registrierung für den Nationalpark Tanjung Puting, ging es dann auch gleich los mit einem leckeren Mittagessen auf dem Boot während der Kapitän den Motor startete und wir langsam den Hafenort Kumai in Richtung Nationalpark verließen.
Im Internet liest man hin und wieder negative Äußerungen, die man meistens nicht zu ernst nehmen sollte. So haben wir auch über den Tanjung Puting Nationalpark und die angebotenen Klotok Touren z.B. bereits im Voraus gelesen, dass man dort ja überhaupt keinen Handyempfang mehr hat Ui…welche Überraschung, im Dschungel stehen nicht überall Funkmasten herum… Ganz ehrlich, wer damit ein Problem hat, sollte sich vielleicht mal in eine Suchtklinik begeben. Wir jedenfalls fanden es sehr erholsam, einmal abgeschieden von dem Rest der Welt zu sein. Nur wir, das Boot und der Dschungel! Naja und die paar anderen Klotoks mit ihren Gästen darauf Aber wir hatten noch Glück, die richtige High Season fing erst 1-2 Tage später an. So schipperten wir also gemütlich den Sekonyer River Flussaufwärts und hielten Ausschau nach den ersten Tieren, die sich uns auch schon sehr bald zeigen wollten. Gleich zu Beginn haben sich die ersten Nasenaffen gezeigt, die sich in den Bäumen am Flussufer einen Schlafplatz gesucht haben.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz war dann auch bald unsere Bootscrew, da wir erst am Nachmittag am Flughafen ankamen. Um so glücklicher waren wir, dass wir in der kurzen Zeit, in der es noch hell war bereits eine Begegnung mit einigen Nasenaffen erleben durften. Wir fuhren also noch ein Stückchen weiter Flussaufwärts bis die Crew einen geeigneten Platz zum Übernachten ausgemacht hat. Das Boot wurde am Rande des Flusses an den Bäumen befestigt, uns wurde ein leckeres Abendessen gezaubert und die Betten für unsere erste Nacht wurden vorbereitet. Durch leichte Wasserbewegungen wird man sanft in den Schlaf gewogen und das Gezirpe der Zikaden in den Bäumen erledigt dann den Rest für einen erholsamen Schlaf. Pünktlich zum Sonnenaufgang hört man schon die ersten Rufe der Gibbons aus dem Wald bevor das Frühstück auf dem Boot serviert wird.
In den folgenden 2 Tagen sind wir den Sekonyer River weiter Flussaufwärts gefahren. Man fährt verschiedene Camps an, die man an Land nach ca. 1-2 Km Fußmarsch erreicht. An den dort befindlichen Feeding Stations gibt es 1-2 Mal am Tag Fütterungen für Halbwilde Orang Utans, die entweder selbst oder deren Eltern aus Gefangenschaft befreit und wieder ausgewildert wurden. So sieht man diese wunderbaren Tiere teilweise aus nächster Nähe, da sie manchmal aus allen Richtungen in zu der Plattform geklettert kommen. Wilde Orang Utans sieht man eher vom Boot aus, wenn ein Orang Utan in Flussnähe ist. Vom Boot aus konnten wir z.B. 3 Tiere beobachten, wie sie gerade ihr Nest für die bevorstehende Nacht bauten.
Unterwegs zu den Camps muss man ein wenig die Augen aufhalten, denn man sieht immer wieder interessante Dinge der Tier- und Pflanzenwelt, so wie riesige Raupen, fleischfressende Pflanzen, Gibbons und vieles mehr. Einmal hat sogar ein Wildschwein unseren Weg gekreuzt, das aber von unserem Guide erfolgreich verschreckt wurde und direkt wieder kehrt machte. Und bei einem Nachtspaziergang hat man sehr große Chancen, dass sich die ein oder andere Vogelspinne aus ihrem Nest schleicht. Großes Glück hatten wir an einem Morgen, als sich bestimmt ein Dutzend Kingfisher immer wieder von einer Uferseite zur anderen geflogen sind und sich unterwegs auf Futtersuche machten.
Als letzte Station bevor es wieder zurück in den Hafen von Kumai ging, haben wir ein Projekt zur Wiederaufforstung des Regenwaldes besucht. Es gab Ende der 90er Jahre mehrere große Brände, die riesige Teile des Tanjung Puting Nationalparks zerstörten. Die Brände wurden von illegalen Jägern gelegt, die sich so eine bessere Sicht zur Jagd schaffen wollten. 2003 hat man begonnen, dieses Areal wieder neu zu bepflanzen. Bis heute sind mehr als 100.000 neue Bäume gepflanzt worden, die Früchte und Blätter tragen und somit Nahrung bieten für Orang Utans und viele andere Tiere. Man kann dem Projekt mit einer kleinen Spende behilflich sein und seine eigenen Bäume einpflanzen, um so einen kleinen Teil zum Erhalt des Ökosystems im Tanjung Puting Nationalpark beizutragen.
Nach 4 aufregenden Tagen haben wir uns schließlich schweren Herzens von unserer Crew und dem Klotok verabschiedet und blieben noch eine Nacht in Pangkalan Bun, bevor wir wieder zurück nach Semarang geflogen sind. Die Kinder waren so begeistert von dem Trip, dass sie das Boot eigentlich gar nicht mehr verlassen wollten…